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Cane Creek eesilk + testbericht

In dem heutigen Testbericht geht es um eine Federsattelstütze aus dem Hause Cane Creek, die auch seit längerem an meinem Rad verbaut ist. Der nächste Beitrag kommt dann Ende und wird ein Bericht vom Redshift Pro Seatpost und wie sich dieser gegenüber dem eeSilk+ verhält.

Aber fangen wir erstmal mit den Technischen Daten an:

  • Preis 300€ in der Carbon Version (7.6.22, bike-packing.de), 199€ in Aluminium (selber gekauft)

  • Gewicht 323 g (bei 27,2 mm)

  • Federweg 35 mm

  • Geometrie Länge 362mm, davon 262mm tatsächliche Nutzhöhe, verfügbar in 27,2 und 31,6 sowie auch mit 20mm Federweg, ebenfalls in Carbon und Aluminium

Ich bin persönlich zum ersten Mal auf federnde Sattelstützen aufmerksam geworden als ich längere Zeit mit meinem Redshift Suspension Vorbau verbracht habe. Sobald man einmal merkt, wie stark sich das Fahrgefühl und auch der Spaß am Radeln verbessern kann wenn man es komfortabler beim Fahren hat ist man relativ schnell bei dem Gedanken, was vorne funktioniert hat sollte wohl ja auch hinten funktionieren. Also bin ich damals auf eine längere Suche im Internet gegangen und bin erstmal auf die Sattelstütze von Redshift gestoßen. Leider hatte mich diese damals nicht so ganz überzeugt und ich habe das Thema Federsattelstütze erstmal zurückgestellt. Dann fand ich durch Zufall den eeSilk, damals gab es diesen nur in Aluminium und “nur” mit 20mm Federweg. Irgendwie hatte mich das damals noch nicht ganz überzeugt von meiner Stock-Carbonstütze zu wechseln. Der Komfort im hinteren Bereich war auch zu diesem Zeitpunkt bereits gut (Das BMC URS hat bereits 10mm “Federweg” von Werk aus und die mitgelieferte D-förmige Sattelstütze leistet bei meinem persönlichen Auszug doch sehr gute Dienste). Aber das Blatt wendete sich dann als Cane Creek auch eine Carbon Version des eeSilks rausbrachte. Irgendwie wurde meine Neugier dann doch immer größer, aber für das Geld waren mir “nur” 20mm Federweg doch zu wenig. Als dann der eeSilk+ mit 35mm Federweg veröffentlicht wurde, siegte meine Neugier und ich bestellte mir die besagte Sattelstütze. Seitdem hat sie schon etliche abendliche Ausfahrten und Bikepacking-Trips in allen Wetterlagen (Schnee, Regen, Staub) mitgemacht.

Ähnlich wie beim Suspension Vorbau von Redshift wird wieder ein Elastomer für die Federung verwendet. Dieser kann in verschiedenen Härten verbaut werden um perfekt an das Gewicht des Fahrers oder das gewünschte Federungsverhalten angepasst zu werden. Die Montage der Sattelstütze verläuft regulär, es sollte auf jeden Fall Carbon Paste verwendet werden um ein Rutschen innerhalb des Sitzrohrs zu vermeiden. Aufpassen muss man hier unbedingt, dass die Stütze relativ schnell an diesen Kontaktflächen zumindest optisch abnutzt. Solltet ihr also die Stütze von einem Bike mit wenig Auszugslänge zu einem Bike mit mehr Auszug wechseln, kann das für ein unschönes Bild sorgen.

Hier mal der Elastomer in Nahaufnahme

Die Montage des Sattel ist meiner Meinung nach etwas fummelig, da dieser hinten zwar mit einer Schraube fixiert wird, vorne aber dieses Rädchen gedreht werden muss, welches man auf dem oberen Bild sieht. Wenn euer Sattel einen Cutout im Genitalbereich hat, ist das zwar kein Problem, aber wenn ihr wie ich z.B. den SQ Lab 612 Active fahrt, muss man zuerst das Rädchen vorspannen und dann die Position mit der hinteren Schraube fixieren. Möglich ja, aber wie gesagt auch etwas fummelig.

Aber mal nun zum Wichtigsten: wie fährt sich das Ding denn und ist es das Geld wirklich wert? Meiner Meinung nach ist die Sattelstütze genial, denn sie fällt nur auf, wenn ihr sie braucht. Endlich kann man bei einem steilen Anstieg auch sitzen bleiben und fühlt sich nicht wie auf einem Pogo-Stick. Auf der Straße fällt sie überhaupt nicht auf, was aber auffällt ist wie wenig Vibrationen am Hintern ankommen. Auf den klassischen Wald-, Wiesen- und Feldwegen spielt sie dann ihr ganzes Potential aus. Der Komfort hinten ist hierdurch wirklich eine ganz andere Welt, die ich persönlich nicht mehr missen möchte. Es hilft in meinem Fall natürlich auch, dass der eeSilk+ aus Carbon ist und bei meiner Auszugslänge nochmals deutlich mehr mitgeht als es eine Alustütze tun würde.

Bisher hat sich die Sattelstütze für mich persönlich voll bewährt. Auf über 3000km seit März konnte ich kein Spiel in den Lagern oder eine Veränderung der Funktion feststellen. Das Einzige was ab und zu vorkommt ist, dass das Elastomer anfängt zu quietschen und knacken. Ich dachte zuerst, jetzt hätte es auch mein Pressfittretlager erwischt aber da bin ich nochmals verschont geblieben. Das Knacken hat mich erst sehr nervös gemacht, konnte aber schnell durch WD-40 Silikonspray auf dem Elastomer und auf die Lager behoben werden und kam seitdem auch nicht mehr vor.

Von daher fassen wir mal zusammen.

Positiv

Der Komfortgewinn am hinteren Ende ist zumindest bei der 35mm Version phänomenal.

Der Elastomer kann gewechselt werden um perfekt zum Fahrer oder Fahrstil zu passen

Neutral

Die Stütze kann unter staubigen Bedingungen ein Knacken entwickeln dass tatsächlich gar nicht gesund klingt, lässt sich aber auch schnell mit Silikonspray beheben

negativ

Die glänzende Schicht der Stütze nutzt sich extrem schnell ab, sodass beim Radwechsel ein unschönes Bild entstehen kann

Die Fixierung für den Sattel ist einfach ungünstig gelöst, warum nicht einfach zwei Schrauben und gut ist?

Fazit

In meinen Augen erfüllt die eeSilk+ Sattelstütze von Cane Creek das was sie verspricht. Der Komfort sucht seinesgleichen und ist auch nicht vergleichbar mit etwas größeren Reifen. Feine Vibrationen werden schön weggebügelt und größere Schläge kommen auch deutlich gedämpft an, was will man mehr von einer Sattestütze im Gravel Bereich?

Der Preis ist heftig aber meiner Meinung nach gerechtfertigt. Wem die Carbon Version zu teuer ist sicher auch mit der Aluminium Variante sehr gut bedient. Für Roadies und die Leute die nicht allzuviel Federung am Bike haben wollen ist die reguläre Version mit 20mm Federweg ebenfalls empfehlenswert. Euer Hintern wird es euch danken.

Ich kann die eeSilk in alle ihren Varianten nur herzlichst empfehlen.