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Specialized Power Pro Mirror Testbericht

In dem folgenden Beitrag geht es wieder einmal um einen Sattel. Nachdem ich mich vor kurzer Zeit bereits mit meinem derzeitigen Sattel auseinandergesetzt habe, möchte ich euch heute nochmals einen interessanten Sattel vorstellen: den Specialized Power Pro Mirror.

Technische Daten:

  • Preis 370€ (13.6.22 Bike-components), 450 € in der Carbon S-Works Version (Selber gekauft)

  • Gewicht 245g (in 143mm)

  • erhältliche Größen 143mm & 155m

  • Länge 248 mm

  • Sattelstreben 7x7 mm

Meine Neugier hat mich nach dem Testbericht über meinen aktuellen SQ Lab Sattel doch etwas überkommen. Ein gedruckter Sattel stand neben dem Test von einem guten Ledersattel für mich doch sehr hoch in der Liste von Dingen die ich testen möchte. Ich konnte mir den Sattel dann für ein Wochenende leihen und für ca. 350 km über Stock und Stein testen. Gleichzeitig hatte ich auch den Flite Boost TI316 von Selle Italia ab und zu am Rad, um auch wirklich den Unterschied zwischen einem regulären und dem Power Pro differenzieren zu können. Ich habe hierfür auch extra nicht die Federstütze genommen, sondern die Sattelstütze, die mit dem URS normalerweise kommt.

Der Sattel ist speziell von der ersten Sekunde an wenn man ihn auspackt. Wie auch die anderen populären 3D-gedruckten Sattel von Fizik, stammt auch der Power Pro von der Firma Carbon aus Kalifornien. Die Haptik ist sehr einzigartig. Die Oberfläche des Sattels ist fester als ich es erwartet habe, aber gleichzeitig doch sehr weich, wenn man mit dem Finger hineindrückt. Es ist etwas paradox es so zu beschreiben, aber bessere Worte finde ich dafür nicht. Der Dammbereich ist zwar nicht vollkommen ausgeschnitten, aber hier ist die Anzahl der Waben deutlich reduziert. Das Material ist an dieser Stelle extremst weich.

Der Sattel zählt neben seiner spannenden Oberfläche auch zu den eher kürzeren Satteln (nur 248mm), die vor allem auch durch Specialized mit dem ersten Power Modell bekannt wurden. Reguläre Sattel sind meistens zwischen 260-285mm lang. Aber was bringt einem das in der Realität? Für mich persönlich sind Sattel mit kurzen Nasen deutlich umgänglicher. Es ist einfacher weniger Material, das einem im Weg sein kann. Für mich bedeutet dass immer etwas mehr Platz um auch auch mal etwas nach vorne zu rutschen und in einer aggressiveren Position im Unterlenker fahren zu können. Das ist aber auf der Mirror Version des Sattels deutlich schwerer als in der regulären, da die Satteloberfläche extrem griffig ist und einen in der derzeitigen Sitzposition halten möchte. Ist nichts negatives aber daran muss man sich definitiv gewöhnen.

Lange Rede kurzer Sinn, wie ist denn jetzt der Komfort? Die Antwort: Unvergleichlich gut!

Wie gesagt, habe ich den Sattel öfters mit dem Flite Boost gewechselt (der von der Form her sehr ähnlich ist) um wirklich einen Unterschied spüren zu können. Das Ergebnis ist doch sehr einseitig gewesen. Ist man mal auf dem Mirror draufgesessen, fühlt sich der Sattel von Selle Italia fast schon minderwertig an. Nicht das dieser per se unkomfortabel war, ganz und gar nicht, aber der Sattel aus dem 3D-Drucker spielt einfach in einer ganz anderen Liga. Vibrationen von Schotterwegen wie unten auf den Bildern werden komplett weggebügelt. Von der Straße bekommt man auch nichts mit bzw. fühlt es sich an als würde man nur über Premium Asphalt düsen und das macht wirklich richtig Spaß. Ich denke der Sattel ist gleichwertig zu etwa 20-25mm Federweg, einen riesigen Sprung zu meinem eeSilk+ kann ich nicht mehr spüren und der hat 35mm Federweg. Auch das reinigen danach lief ohne Probleme ab. Ich habe den Gartenschlauch und auch den Niedrigdruckreiniger verwendet und immer alles wieder losbekommen.

Der Sattel hat aber auch einen großen Nachteil im Moment, der Preis. Mit 370€ ist er wirklich extrem teuer. Es ist zwar schon ein Fortschritt von der S-Works Version die in Deutschland für 470€ zu haben ist (In der Schweiz für 500,-CHF !!!) aber immer noch eine riesige Stange Geld.

Positiv

Der Komfort ist aus einer anderen Welt. Für Manche könnte die Dämpfung auch eine Federsattelstütze ersetzen.

Der Sattel hat für mich persönlich zwei Sitzoptionen. Etwas weiter vorne für das aggressivere Fahren im Unterlenker oder normal im hinteren Bereich für wenn man sich im Oberlenker befindet.

Die kurze Nase ist mir persönlich deutlich weniger im Weg als bei normalen Sattellängen.

Der Sattel hat gegenüber der S-Works Version zu regulären 7x7 Sattelstreben gewechselt.

Neutral

Die Oberfläche ist extrem griffig. Das hält einen zwar perfekt in seiner Position aber andererseits kann man auch schwer auf dem Sattel in eine andere Position rutschen.

Negativ

Ist ganz klar der Preis. Für 370€ kann man sich bereits einen ausreichenden Laufradsatz kaufen oder Reifen für 3-4 Jahre.

Fazit

Für mich ist der Specialized Power Pro Mirror im Moment das absolute Nonplusultra was Sattel angeht. Durch seine gedruckte Oberfläche hat er das perfekte Verhältnis von einem guten stabilen Sitzgefühl ohne dabei schwammig, wie ein überdimensionierter Gelsattel zu wirken. Er hat auch eine deutliche dämpfende bzw. federnde Wirkung die so manche Federstütze überflüssig macht. Habe ich den Sattel nach so vielen lobenden Worten behalten? Nein, denn ich finde, dass der Preis, selbst bei dieser Spitzenleistung, nicht gerechtfertigt ist. Ich denke hier werden wir in 2-3 Jahren deutlich günstigere Varianten sehen mit günstigeren Materialien. Der neuste Fizik Vento Argo R3 Adaptive kostet im Handel auch “nur” 250€. Ich denke 200€ wäre ein faires Angebot. Aber bis dahin wird mir mein SQ Lab 612 treu bleiben!