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SQ LAB 614 ERGOWAVE ACTIVE 2.1 Testbericht

Heute geht es mal wieder um meine gefühlte Lieblingskomponente an einem Rad, der Sattel. Besser gesagt geht es um den neuen Sattel für euer Gravelbike aus dem Hause SQ Lab. Diesen durfte ich mittlerweile für über 6 Monate testen.

In diesem Artikel geht es aber nicht nur um den neuen 614 sondern auch um meine Langzeiterfahrung mit Sätteln aus dem Hause SQlab da ich mittlerweile über die letzten zwei Jahre immer einer ihrer Sattel an einem meiner Räder verbaut war.

Technischen Daten:

  • Preis: 159,95 € (18.8.2023, SQlab Onlineshop, kostenlos auf meine Anfrage zur Verfügung gestellt)

  • Gewicht: 236g (nachgewogen) in der Größe 14cm

  • Streben sind hohl und aus Alumium

  • Länge ca 27,5cm

  • Breite erhältlich von 12-16cm in 1cm Schritten



SQlab 614 active 2.1 Review

Fangen wir doch erstmal mit dem 614er an! Ich bin vor knapp zwei Jahren durch ein Bikefitting das erste Mal zu einem Sattel von SQlab gekommen. Damals noch der 612er (Testbericht dazu) der speziell fürs Rennrad konzeptioniert wurde. Mein erster Eindruck unten war damals „Man, ist der hart“. Von meinem Bikefitter habe ich damals aber direkt den Hinweis bekommen, dass dies normal sei und auch hilfreich. Ich werde später nochmals eingehen, wieso. Nachdem meine Größe gefunden war (SQlab hat für wirklich jeden Sitzknochenabstand etwas) bin ich also damals mit dem 612er auf meinem BMC URS über Stock und Stein. Der Sattel ist für mich über die Jahre hinweg tatsächlich zum Benchmark in Komfort und genereller Sattelperformance geworden, mit einem kleinem „aber“. In wirklich rauen Gelände war der Sattel manchmal, auch wenn er perfekt gepasst hat, mit seinen 7 mm Polsterung, etwas zu hart auf den Sitzknochen, was bei manchen längeren Passagen trotzdem noch zu Unannehmlichkeiten geführt hat. Aber auch verständlich, denn der Sattel wurde für die Straße entwickelt. Irgendwie hatte ich immer gehofft es würde den Sattel auch etwas gepolsterter geben, um tagelange oder auch gröbere Schotterpassagen aufzufangen, aber gleichzeitig wollte ich auch keinen übertriebenen Gel/Schaumstoffsattel die früher bei mir zu Problemen geführt hatten. Anscheinend hatte aber SQlab das ähnlich gesehen und so wurde der 614er explizit für Gravelbikes Ende 2022 vorgestellt. Das Beste aus zwei Welten. Die Form vom 612er-Rennradsattel mit der Polsterung des 611er-MTB-Sattel. Damit ist die Polsterung um knapp 42 % von 7 mm auf 10 gestiegen. Das mag nicht nach viel erscheinen, aber in der Praxis sind diese knapp 40 % mehr genau das, was es braucht, um in dem gröberen Gelände gleich komfortabel wie auf der Straße unterwegs zu sein. Der Rest vom Sattel ist gleich wie beim 612er, das Heck ist hinten erhöht, um etwas mehr Power aufs Pedal zu bringen und Nase vorne ist schmäler um Kontakt mit den Oberschenkeln und damit verbundenes nerviges reiben zu verhindern.

Jetzt kommt aber eine kleine persönliche Meinung von mir. Nicht falsch verstehen, der 614er ist sehr gut und wird sehr sehr vielen Leuten zu einem schmerzfreien Hintern helfen. Das mehr an Polsterung hilft, aber der Sattel hat ansonsten keine Veränderungen zum 612er, was ich etwas zu konservativ finde. Ich persönlich hätte mir eher die Fusion vom 611er mit dem 612 R gewünscht. Der 612 R ist nochmals taillierter, mit einer schmäleren und kürzeren Nase als der Standard 612er

Aber warum sollte man das bevorzugen? Einer meiner Dinge, die mir bereits am 612er nicht gefallen hat, ist die Länge der Nase. Mir ist es oft passiert, dass ich beim Aufsteigen an der Sattelspitze hängen geblieben bin oder ich im Unterleger „Kontakt“ mit der Nase habe. Der zweite Punkt war für mich eigentlich immer ein Ausschlusspunkt, aber dadurch, dass die Nase beim SQlab 612 & 614 leicht nach unten neigt, bleibt es nur beim Kontakt und es entsteht kein starkes Druckgefühl. Trotzdem weiß ich, dass mir das bei kürzeren Sätteln (240-250 mm) erst gar nicht passiert, da nicht drücken kann, wo nichts ist. Gleichzeitig finde ich die etwas stärkere Taillierung ebenfalls positiv. Der 614er (sowie auch der 612er &611er) sind keine Sattel mit multiplen Sitzpositionen (mehr dazu weiter unten) von daher kann dort ruhig noch mehr an Material entfernt werden.

Das alles soll aber nicht negativ oder abwertend dem 614er erscheinen. Der Sattel ist aktuell auch nach dem Test noch auf meinem Bike geblieben und wird das auch in der Zukunft tun. Aber ich denke, im Repertoire von SQlab wäre noch Platz für einen 614er R ;).

Hier wird der oben angesprochene Unterschied des 612 zum 612 R nochmals bildlich gezeigt (Quelle:https://www.sq-lab.com/produkte/saettel/sqlab-sattel-612-ergowave-r.html)

Allgemeine Erfahrung mit SQlabs Sätteln

Über die letzten Jahre hatte ich immer mindestens einen SQlabs an meinen Rädern und konnte aber auch durch die zahlreichen anderen Sättel die ich getestet habe mir glaube ich ein sehr gutes Bild machen welche Stärken aber auch Schwächen die Sättel aus Taufkirchen haben. Fangen wir mit dem Prinzip der Sättel an. Die Meisten Sättel von SQlab folgen dem Prinzip des Stufensattels. Diese kann man unten an dieser Illustration von SQlabs sehr gut sehen und wird hier auch nochmals explizit erklärt.

Hier ist die Stufe des 614 gut erkennbar (Quelle: https://www.sq-lab.com/einsatzbereiche/gravel/sqlab-sattel-614-ergowave-active-2-1.html)

Diese Formgebung nimmt den Druck quasi komplett aus unteren Bereich der Stufe. Die Sättel haben dazu noch eine Vertiefung in der Mitte, um hier auch den Druck auf die Weichteile zu verringern. Warum man das alles möchte? Schmerzen und Taubheiten im Genitalbereich entstehen dadurch, dass die Blutzufuhr und/oder die Nervenversorgung durch den Druck des Sattels verringert wird, was natürlich unangenehm ist. SQlabs Sättel verlangen den Druck- bzw. Kontaktpunkt auf eure Sitzknochen. Daher ist auch die genau Vermessung eurer persönlichen Sitzknochenbreite so wichtig. Ich muss aber zugeben, dass es zu Beginn sich etwas komisch anfühlt so auf seinen Sitzknochen zu sitzen, vor allem wenn man von einem eher weicheren oder sogar mit Gelpads versehenen Sattel kommt.

Bei den ersten Ausfahrten dachte ich mir am Anfang direkt wieder: „Mist, wieder der falsche Sattel“ weil mir das Gefühl auf meinen Sitzknochen zu sitzen sehr seltsam vorkam. Es ist in etwa so, als würde man auf einer Bank oder Stuhl aus Holz sitzen. Aber schon nach 30 Minuten habe ich gemerkt, dass hier tatsächlich etwas dran ist. Ich hatte den Sattel nämlich einfach vergessen und mich aufs Fahren konzentriert. Meiner Meinung nach ist das das größte Lob, was man einem Sattel geben kann. Es hat ein paar Fahrten gebraucht bis ich mich komplett an dieses neue, meinem Hintern unbekannte, Sitzgefühl gewöhnt hatte, aber seitdem hatte ich auch keine Sattelprobleme mehr.

Je nach Modell gibt es dann noch weiter Pluspunkte wie z.B. oben beim 614er das hochgezogene Heck, was einen super in Position beim Klettern hält oder das Active-System, was euren Rücken schont, bis hin zu den neuen Infinergy Modellen, die komplett Made in Germany sind, aber auch die den Komfort gegenüber regulären Polsterung nochmals erhöhen.

Ja gibt es den überhaupt etwas Negatives? Ehrlich gesagt ist die Kritik an den Sätteln von SQlab eher klein, aber etwas Kleines gibt es schon. Meiner Meinung nach haben die Sättel nur eine „richtige“ Sitzposition. Bedeutet der Sattel ist nichts für jemand, der sich extrem viel im Sattel bewegt oder die Position wechselt. SQlabs Sattel haben eine bestimmte Position und in dieser sollte man auch bleiben. Das kann für den ein oder anderen ein Ausschlussgrund sein, für mich ist er das sicher nicht und ich nehme den grandiosen Komfort dieser Position gerne mit.

Eventuell ist man bei der Anzahl der Modelle am Anfang etwas überfordert. Ich würde aber sowieso empfehlen, den Sattel in einem Fachhandel oder bei einem Bikefitter (z. B., Radlabor) zu probieren und kaufen, da die Sitzknochen wirklich sauber gemessen werden müssen und die Einstellung auch nicht so einfach ist.

Alles in allem kann ich SQlab nur wärmstens empfehlen und bin gespannt, was dort noch so in Zukunft alles kommt! Ich baue mir im Moment noch ein Rennrad und werde auch hier wohl wieder zu Produkten von SQlab greifen

Die Unten genannten Punkte betreffen nur den SQlabs 614er!

POSITIV

Der Komfort ist nochmals etwas besser als beim 612er, mit etwas mehr Polsterung

Wie immer wird hier dank der vielen Größen jeder „Arsch“ fündig und ist damit sehr zugänglich

Der Sattel ist angenehm leicht

Der Preis ist völlig angemessen

NEUTRAL

Der Sattel hat keinerlei Öffnung in der Mitte, daher kann sich Schweiß sammeln, was etwas unangenehm ist und die Montage bei manchen Sattelstützen nicht einfacher macht

Der Sattel hat für mich „nur“ eine richtige Position

Das Setup ist nicht das leichteste und sollte, wenn möglich, von einem Fachhändler oder Bikefitter gemacht werden

NEGATIV

Die Nase ist, meiner Meinung nach, zu lange und ab und zu etwas im Weg

FAZIT

Das Fazit steckt eigentlich schon sehr viel in dem oberen Punkt. Ich komme super mit dem 614er zurecht. Ich finde zwar, es hätte mehr Potenzial für Änderungen gegeben, aber ich bin mir sicher viele haben sich auch genau diesen Sattel gewünscht, von daher hoffe ich mal, dass SQlab den Gravelsektor noch etwas ausbaut ;).

Nichtsdestotrotz der SQlab 614er bleibt auf meinem Gravelbike und von daher kann ich auch hier eine große Empfehlung für diesen Sattel und auch generell SQlabs aussprechen. Die Mädels und Jungs wissen, was Sie tun!

Ich denke, in der Zukunft würde ich noch gerne den 610 mit Infinergy testen um zu schauen wie sich dieses Material so verhält!