Testbericht SQ Lab 612 ERGOWAVE active 2.1

Heute geht um mal um eine der wichtigsten wenn nicht die wichtigste Komponente für euer Rad, der Sattel. Ihr könnt noch das beste, teuerste oder leichteste Rad haben, wenn der Hintern nicht auf den Sattel passt werdet ihr keinen Spaß am biken haben.

Da jeder “Arsch” anders ist, geht es neben dem Testbericht für den SQ Lab Sattel auch im gröberen um das Thema Sattel und warum man keine allgemeine Empfehlung für ein bestimmtes Modell geben kann.

Aber nun zum 612er!

Technische Daten:

  • Preis 150€ (29.5.22 sq-lab.com), 200 € in der Carbon Version (selber gekauft)

  • Gewicht 226g (exkl. Elastomer)

  • Größe 12-16cm (Breite Sitzknochen + Wert aus dieser Tabelle)

  • Länge 275 mm

Testbericht SQ Lab 612 ERGOWAVE active 2.1

Hier der SQ Lab 612 Ergowave verbaut an meinem BMC URS. Er ist in vielen Größen mit kleinen Abständen verfügbar sodass hier hoffentlich jeder fündig wird

Zu diesem Schmuckstück bin ich durch ein Bikefitting gekommen. Ich hatte davor immer eher mäßigen Erfolg mit Satteln. Ich habe mich mal über die Zeit querbeet durch verschiedene Sattel getestet. Angefangen mit dem Brooks Cambium, Ergon SMC Gel, Selle SMP, Specialized Power etc. Irgendwie waren sie nie perfekt. Ich konnte zwar quasi immer 100km am Stück fahren oder auch mehrere Tage lange Bikepacking-Touren fahren, aber irgendwas stimmte nicht ganz. Das kann natürlich an der mangelhaften Einstellung durch meine Wenigkeit liegen oder daran, dass ich damals noch gar nicht wirklich wusste, was die Breite meiner Sitzknochen ist. Das ist nämlich der erste wichtige Punkt für die Wahl des passenden Sattels. Je breiter der Abstand der Sitzknochen, desto breiter auch der Sattel. Falls der Sattel zu klein ist, wird man wahrscheinlich keine komfortable Position finden. Ebenso ist ein zu breiter Sattel leider auch eher schmerzhaft, da dieser vermutlich bereits an den Oberschenkeln reibt.

Wie man den Sitzknochenabstand messen kann ist relativ einfach. Zuhause könnt ihr euch einfach auf ein Stück Alufolie setzen welches ihr auf eine weicheren Oberfläche legt. Wichtig ist, dass ihr eure Füße dabei etwas anwinkelt um die Position auf dem Rad zu emulieren. Sobald ihr aufsteht, sollten zwei Abdrücke rausstechen. Den Abstand zwischen diesen muss nun gemessen werden und voilà, euer Sitzknochenabstand. Alternativ haben die meisten größeren Fahrradläden auch spezielle Maschinen oder Stühle mit denen der Abstand direkt vor Ort genau gemessen werden kann.

Sobald ihr diesen Abstand habt, ist noch wichtig in welcher Position ihr den größten Teil eurer Ausfahrten verbringt. Denn je nachdem wie sportlich oder eben nicht man sitzt, ändert sich auch der Winkel und somit auch der Kontaktpunkt von euren Sitzknochen und dem Sattel. (Zuschlag aus Fahrposition)

Bei meinem Bikefitting wurde damals ein Sitzknochenabstand von 11,6cm ausgemessen, von daher war der erste Startpunkt für mich der 612 active in der Größe 13cm. Ich bin aber nach etwas probieren auf der Rolle bei der 14cm breiten Variante gelandet.

 
Testbericht SQ Lab 612 ERGOWAVE active 2.1

Hier gut zu sehen die spezielle und flache Form des 612er

Beim Bikefit wurde mir dann von meinem Lieblingsmechaniker in Bern (VeloMario) der SQ Lab Ergowave 612 active empfohlen. Die Marke SQ Lab ist aus dem Großraum München und ist im Positiven für allerhand ergonomische Produkte z.B. Griffe, Lenker und eben auch Sättel bekannt.

Die Form des Sattels ist sehr flach mit der klassischen Erhöhung am Ende, die sich durch das gesamte Lineup von SQ Lab zieht. Die optimale Position ist kurz vor dieser Erhöhung. Somit sollte der Dammbereich genug Entlastung haben und keine Schmerzen oder Taubheiten verursachen. Die Sattelnase (der vorderste Teil des Sattels) gehört zu den regulär langen Satteln. Dazu später noch mehr.

Speziell am 612 active ist eben die active-Technologie (Veranschaulichung als Video). Unter dem hinteren Bereich ist unter der Schale ein Elastomer verbaut (welches in 3 Stufen auf das Fahrergewicht angepasst werden kann), welches dem Sattel erlaubt etwas der Tretbewegung zu folgen und damit der Rücken und vor allem die Bandscheiben entlastet werden soll. In der Realität fühlt sich die hintere Seite das Sattels beim Pedalieren erstmal etwas seltsam an, aber man gewöhnt sich schnell an das “Nachgeben”, aber auch gerne an den zusätzlichen Komfort.

Generell ist der Komfort des Sattels sehr gut. Dadurch dass der Sattel nahezu perfekt auf die Sitzknochen abgestimmt ist, sitzt es sich mit oder ohne gepolsterte Hose sehr angenehm. Für mich persönlich gibt es aber “nur” eine richtige Sitzposition. Wenn man diese gefunden dann, hat kann man aber gerne 20,80 oder 150km in ihr sitzen. Die active-Technologie ist wirklich angenehm, wenn auch seltsam beim Einfahren. Die Länge des Sattels ist etwas was mich persönlich etwas stört. Mir ist es öfters schon passiert, dass ich beim Losfahren mit dem Rücken oder Hintern etwas an der Spitze des Sattels hängen bleibe, was etwas nervig ist.

Testbericht SQ Lab 612

Beim aufstehen passiert es zumindest mir öfter dass ich mit der Hose an der Nase des Sattels hängen bleibe

Positiv

Ein großer Pluspunkt des 612er ist das große Sortiment an Größen. Hier sollte für jeden Arsch etwas dabei sein solange die generelle Form für das persönliche Fahren passt.

Die active-Technologie erhöht den Komfort doch deutlich, sobald man sich an das “Mitgehen” bei der Tretbewegung gewöhnt hat

Neutral

Der Sattel hat keinen Cutout, sodass die Montage bei manchen Sattelstützen (wie bei meiner CaneCreek eeSilk+) etwas fummelig sein kann

Der Sattel hat für mich “nur” eine richtige Position

Negativ

Ich persönlich kann nichts mit langen Nasen bei Sätteln anfangen. Ab und zu bleibt man mit der Hose hängen und wenn die Position auf dem Rad durch etwa Aerobars stark aggressiver wird, sind die zusätzlichen Zentimeter an Material eher im Weg für das Männliche Geschlechtsteil. Das kann zu unangenehmen Druckpunkten führen

Fazit

Ich denke der SQ Lab 612 Ergowave active ist ein sehr guter Startpunkt für den Gravel und Bikepacking Bereich. Der Komfort ist für mich gut und steht auch mit dem Preis in einem guten Verhältnis. Ebenfalls steht von SQ Lab noch eine riesige Anzahl an Sattel zur Verfügung sollte man sportlicher oder entspannter sitzen. Eine generelle Emfehlung für jedermann kann ich aber nicht aussprechen da man leider Sattel nicht objektiv bewerten kann, sondern es eben für einen persönlich passt oder nicht. Wichtig finde ich dass der Sattel von einem Bikefitter oder Ähnlichem eingestellt wird.

Ich bin für den Moment zufrieden, aber möchte und werde in der Zukunft noch Ledersattel (Gilles Berthoud) und Sattel aus dem 3d-Drucker testen um hier unter den verschiedenen Kategorien zu testen.

Nächste Woche geht es dann weiter mit dem Test & Vergleich von federnen Sattelstützen. :)

 
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